History
Geschichte der elektronischen Klangerzeuger
Die wichtigsten Meilensteine im Überblick
Elektronische Musik ist der Oberbegriff für jede Art von Musik, die mittels Synthesizer und anderen elektronischen Klangerzeugern produziert wird.
Die ersten Instrumente hierfür, also mit einer rein elektronischen Tonerzeugung, wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt.
Bei elektrischen und elektromechanischen Musikinstrumenten, werden meistens schwingende mechanischen Elemente, wie Metallzungen oder Saiten, über Spulen, (z. B. Tonabnehmer), abgenommen, anschließend verstärkt und über Lautsprecher hörbar gemacht. Man nennt dieses Prinzip auch mechanischer Schwingkreis.
Bei elektronischen Musikinstrumenten wird dagegen ein Schwingkreis komplett auf elektronischem Weg mit einem Frequenzgenerator erzeugt.
Es gab in den zwanziger Jahren eine ganze Menge Tüftler und Bastler, die sich mit elektrischen und elektronischen Instrumenten beschäftigten, darunter auch Geräte, die sogar heute noch hergestellt und gespielt werden.
Natürlich kann die folgende Aufstellung nur einen kleinen Querschnitt aufzeigen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Die wichtigsten Meilensteine in der elektronischen Klangerzeigung habe ich einmal in der nachfolgenden Timeline zusammengefaßt:
1897 Dynamophon
auch Telharmonium genannt, erfunden von Thaddeus Cahill.
Es dürfte das erste elektromechanische Musikinstrument überhaupt sein.
Bei der Arbeitsweise mit Zahnradgeneratoren ist für jeden Ton ein separates Zahnrad mit unterschiedlich vielen Zähnen auf einer Welle montiert. Umso mehr Zähne dieses Zahnrad hatte, desto höher war der erzeugte Ton.
Mit seinen riesigen Ausmaßen und einem Gewicht von rund 200 Tonnen, war es nicht besonders transportabel.
Dennoch scheute man die ganzen Mühen nicht, um es komplett in seine Einzelteile zu zerlegen, auf Güterwaggons zu verladen und es für Konzerte an anderen Orten wieder aufzubauen.
1919 Theremin
von dem russischen Physikprofessor Lev S. Termen erfunden, der sich später in Leon Theremin umbenannte. Anfangs noch als Aetherophon oder Thereminvox bezeichnet, wurde es bereits 1921 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Theremin wird berührungslos über zwei Antennen gespielt.
Die linke senkrechte Antenne steuert die Tonhöhe (Frequenz) und die waagerechte auf der rechten Seite ist für die Lautstärke zuständig.
In den fünfziger Jahren wurde das Theremin auch sehr gerne für Filmvertonungen eingesetzt, besonders im Sci-Fi Genre war es kaum wegzudenken.
Das Theremin ist eines der wenigen Instrumente, das immer noch bis in unsere heutigen Tage hinein, aktuell von mehreren Anbietern, u. a. der Firma Moog (Big Briar), hergestellt wird.
1921 - Elektrophon
und etwas später 1928 Sphärophon. Beide wurden von dem Organist Jörg Mager erfunden und später noch weiterentwickelt (Kaleidosphon, Elektrotonorgel).
1928 - Ondes Martenot
Der Erbauer, Maurice Martenot, wurde durch ein Treffen mit Leon Theremin inspiriert. Das Instrument hatte anfangs noch keine Tastatur und wurde mit der rechten Hand über einen Ring gespielt, der an einem Draht eingehängt war. Mit der linken Hand wird dabei die Lautstärke und die Klangfarbe geregelt. Bei den späteren Modellen mit einer Tastatur, wird mit dem Ring nur noch das Glissando gespielt.
Auch dieses Instrument wird heute noch in kleinen Serien hergestellt und kann man nagelneu erwerben.
Eine Alternative dazu wäre das Persephone, dazu jedoch später mehr.
1930 Trautonium
von Friedrich Trautwein in Zusammenarbeit mit Oscar Sala entwickelt.
Das Trautonium, später auch Mixturtrautonium, erlangte seine erste Bekanntheit durch Oscar Sala, der mit einem Trautonium u. a. den Horrorfilm Die Vögel von Alfred Hitchcock vertonte.
Wurde nur in sehr geringen Stückzahlen hergestellt.
1935 - Hammond Orgel
Polyphone Orgel mit elektromagnetischer Tonerzeugung von Laurence Hammond. Bis zu 48 unterschiedliche Tonräder drehen sich auf einer gemeinsamen Welle. Über elektromagnetische Tonabnehmer wird der Ton dann abgenommen und verstärkt.
Ein Ton setzt sich dabei aus 9 verschiedenen Frequenzen zusammen, die über sogenannte Zugriegel dazu gemischt werden können (additive Synthese).
1951 - Studio für elektronische Musik
Das Studio für elektronische Musik wurde von Robert Beyer, Fritz Enkel und Herbert Eimert mit Hilfe des NWDR in Köln gegründet. Es war das erste seiner Art weltweit.
Viele bekannte Komponisten, u. a. Herbert Eimert und Karlheinz Stockhausen haben hier gearbeitet. Das Studio wurde immer wieder modernisiert und noch bis ca. 2009 aktiv für Produktionen und Archivarbeiten genutzt.
Im Frühjahr 2011 hatte ich noch die Gelegenheit das Studio in Köln zu besuchen.
1951 - RCA-Synthesizer Mark I
Die Radio Corporation of America fertigte in einem Versuchslabor diverse Geräte zum Erzeugen von Klängen und Musik. Die Steuerung erfolgte über Lochstreifen. Auch der RCA Mark II Music-Synthesizer, der 1958 fertiggestellt wurde, bediente sich noch dieser Technik.
1963 - Buchla Synthesizer
Der erste Synthesizer von Don Buchla war das Modularsystem Series 100. Er war bereits, statt einer konventionellen Tastatur, mit berührungsempfindlichen Touchpads ausgestattet.
Im Jahre 1970 erschien dann das Nachfolgemodell Series 200, das ganze 15 Jahre lang produziert wurde. In der Zeit danach erschienen mehrere Digitalsysteme, denen jedoch kein Erfolg beschienen war und Buchla spezialisierte sich auf Midi-Controller.
2001 wurde auf der Basis des System 200 das neue System 200e völlig neu entwickelt.
1964 - Moog Synthesizer
Robert A. Moog begann bereits 1954 mit dem Bau und Verkauf von Theremin-Bausätzen.
Im Jahre 1964 entwickelte den ersten frei konfigurierbaren Synthesizer und leistete in vielen Dingen Pionierarbeit. Die externe Ansteuerung der Tonhöhe über eine Steuerspannung ermöglichte die einfache Einbindung von Tastatur, Sequencer oder anderen Controllern.
Die 1-Volt pro Oktave Steuerung ist auch heute bei fast allen analogen und modularen Synthesizern immer noch eine Standardspezifikation.
Bob Moogs legendäre Transistor-Ladder Filterschaltung mit 24dB Kaskade ebenso.
Die Firma Moog erlebte viele Höhen und Tiefen und mehrere Insolvenzen und viele Moog Synthesizer haben Geschichte geschrieben.
Bob Moog verstarb leider 2005. Ich hatte das große Glück diesen großartigen Menschen drei jahre zuvor noch persönlich kennenlernen zu dürfen.
Für den Liveeinsatz sind modulare Systeme nicht besonders gut geeignet, da man auf der Bühne nur schwer komplett neue Patches erstellen kann. Dennoch gab es immer ein paar Musiker, die sich die Arbeit machten und ganze Schrankwände auf die Bühne stellten.
1969 - EMS VCS3 The Putney
David Cockerell entwickelte einen kompakten semimodularen Sysnthesizer, der mit Steckpins über ein Kreuzschienensteckfeld verschaltet wird. So können auf kleinstem Raum die wichtigsten Verbindungen völlig ohne Kabel gepatcht werden.
Dieser Synthesizer wurde kurze Zeit später auch als Kofferversion (Synthie A) angeboten. Danach folgte der Synthie A mit Sensorkeyboard und eingebautem Sequencer als Synthie AKS (KS= Keyboard-Sequencer).
1969 - ARP Instruments, Inc.
Die Firma ARP wurde von Alan Robert Pearlman gegründet. Der direkte Konkurrent von Moog stellte 1981 die Produktion ein.
1970 Oberheim Electronics
1970 von Tom Oberheim gegründet.
1970 Moog Minimoog
Der Minimoog war der erste kompakte Synthesizer und stellt bis heute immer noch die Referenz dar.
Erst mit dem Erscheinen des Minimoog, war es plötzlich ganz einfach möglich, Synthesizerklänge auf die Bühne zu bringen. Alle früheren Synthesizer waren noch große modulare Schränke, deren einzelne Module vorher mühsam über Patchkabel verschaltet werden mußten.
Im Minimoog hatte man die einzelnen Baugruppen zusammengefaßt und intern vorverkabelt, die Signalwege werden über Schalter geroutet.
1970 Sequential Circuits
wurde 1971 von Dave Smith gegründet uns hatte anfangs nur Zubehör und Sequencer produziert. SC ist 1978 durch die Prophet 5 Synthesizer bekannt geworden
1973 Die Japaner kommen
Im April wurde die japanische Synthesizerfirma Roland gegründet. Ihr erstes Modell war der SH1000, der im Jahre 1973 in die Musikläden kam.
Fast zeitgleich brachte auch die Firma Korg ihren ersten Synthie, den Minikorg auf den Markt.
1974 PPG - Palm Products Germany
PPG wurde von Wolfgang Palm ins Leben gerufen und produzierte analoge und modulare Synthesizer. Später erfand Palm die Wavetablesynthese sowie den ersten speicherbaren Synthesizer und erlangte später mit den Wave-Synthesizern weltweite Anerkennung.
1976 Polyphone Synthesizer
Der Yamaha CS-80 war der erste polyphone Synthesizer. Mit ihm waren jetzt völlig neue Klänge möglich, denn bis dahin waren fast alle Synthesizer nur monophon, maximal duophon, spielbar. Der der Titelsong im Film Bladerunner ist legendär, er wurde von Vangelis überwiegend mir dem CS-80 produziert.
1979 CMI Fairlight
Eine echte Revolution war das digitale Sound-Sampling, wenn auch die ersten Maschinen damals für den einfachen Musiker kaum erschwinglich waren. Ein Sampler ist im Grunde kein echter Synthesizer, da er ja nur Instrumentenklänge oder Geräusche aufnehmen und wiedergeben kann.
1983 Yamaha DX-7
Der DX-7 von Yamaha, ein Synthesizer mit FM-Klangsynthese, war mit rund 160.000 verkauften Exemplaren ein absoluter Renner. Dieser Klang prägte unzählige Produktionen aus dieser Ära.
Hier endet nun meine kleine Reise in die Vergangenheit. Ab dieser Zeit schossen unzählige Unternehmen mit einer großen Vielfalt an Geräten aus dem Boden.
Völlig neue Synthesizerkonzepte wurden entwickelt (Workstations) und auch im Bereich Syntheseform gabs jedes Jahr etwas Neues (Physical Modelling, Virtual Analog).
Mittlerweile gibt es eigentlich alles auf dem Markt, was das Herz begehrt.
Neue analoge Synthesizer, DSP-basierte Maschinen und hybride Synthesizer, sogar die guten alten Modularsysteme haben ein starkes Comeback.
Parallel dazu hat sich bis heute eine kaum überschaubare Welt an Software-Syntheszern etabliert, sogar der Synthesizer als App fürs moderne Handy ist nichts ungewöhnliches mehr.
Es wird nicht mehr lange dauern, da stehen die Musiker nur noch mit ihren Smartphones auf der Bühne
Die Historie der elektronischen Musik war immer eng mit der Entwicklung elektronischer Klangerzeuger verbunden.